Das Herzogtum Felsmünde
Dieses Herzogtum fällt allein schon durch seinen Herzog auf: Seine Durchlaucht, Schrogo Knochenhammer von Felsmünde ist kein Mensch! Der Herzog in Felsmünde ist ein Zwerg, und zwar einer, wie er leibt und lebt. Das ganze Herzogtum ist voll davon, was auf das Gebirge, welches die Zwerge Eisenhimmel nennen, ganz im Süden, an der Grenze des Herzogtumes und auch des Fürstentumes gelegen, zurückzuführen sein dürfte. Felsmünde ist ein Hort des Handwerks, des Bergbaus und der Schmiedekunst, wobei die sehr kunstfertigen Menschen von den geschickten Händen der Zwerge noch übertroffen werden, mit denen sie friedlich Seite an Seite leben, als sei das etwas ganz selbstverständliches. Jedoch wurde mir erzählt, dass im Eisenhimmel fast nur noch Zwerge leben, und die Menschen, die es in die öden Höhen verschlagen habe, seien von ihren kleineren Freunden kaum noch zu unterscheiden.
Die Zwerge sind fast noch rauflustiger als die Nordländer, und wenn sie auch nicht so starken Wein trinken, so trinken sie doch immense Mengen Bier, wie sie wohlmöglich selbst die hünenhaften Nordländerkrieger nicht vertragen hätten. Trotzdem sah ich nie einen von ihnen auch nur schwanken.
Was die Zwerge im Gegensatz zu den Nordländern allerdings gar nicht vertragen wollen, ist der Aufenthalt auf dem Wasser. Sie fühlen sich schon unwohl, wenn über ihnen kein Erdreich oder fester Fels sich mehr befindet, da wollen sie ihn wenigsten unter den Sohlen ihrer schweren Stiefel fühlen. Die Menschen jedoch befahren die zwei großen Seen mit ihren leichten Booten und fangen einen wahren Reichtum an Fischen. Sie schneiden die Binsen, um ihre Häuser damit zu decken, und bestellen die Äcker zwischen See und Gebirge. Im Gebirge selbst wächst nur noch Frucht, die nur die Zwerge in ihren dunklen Stollen und tiefen Schächten zu ernten wissen.
Auch wenn mich der Anblick so vieler Geschöpfe, die nicht aus Seinem und Ihrem Schoß entsprungen sind, zuerst verwunderte (schließlich befand ich mich nicht in der Stadt der Sieben Türme), durfte ich doch feststellen, dass die Verehrung von Ihm und Ihr in diesem Herzogtum, erstaunlicherweise besonders bei den Zwergen, noch sehr viel leidenschaftlichere Züge annimmt als selbst in Dobran. Besonders Sie erfährt jeden Tag von jedem Zwerg mehr Huldigungen als ich Finger an beiden Händen habe. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis mir aufging, was diese Leidenschaft bei Ihrer Verehrung wohl hervorgerufen haben mag: Auch Sie war, wie die meisten Zwerge, Schmiedin! Und von Ihrer Schmiedekunst künden viele Berichte, bei den Zwergen kursieren gar etliche, von denen selbst ich noch nie zuvor gehört hatte! Die Menschen haben die Riten der Zwerge übernommen, was es der Priesterschaft erheblich leichter macht, und auch für ein gut Teil der herrschenden Harmonie sorgen dürfte.
Auf meiner Rundreise in das nächste Herzogtum ließ ich das Gebirge im Süden liegen und wanderte am Ufer des Sees entlang, der mir wie ein Meer scheinen wollte. Hätte ich nur noch wenige Wochen gewartet, sein Eis hätte mich getragen. Aber auch so langte ich nach wenigen Tagen Fußmarsch an den warmen Herdfeuern Nebelheims an.